„Eigentlich steht die Stadt Marburg im Wort: durch den Verkauf der GeWoBau-Immobilie am Krummbogen 2 soll keine der dort bisher aktiven Sozialeinrichtungen einen Nachteil haben,“ sagt Dr. Christa Perabo, Stadtverordnete und Mitglied des Sozialausschusses sowie des Jugendhilfeausschusses.
Für viele Selbsthilfegruppen war es „ihr“ Treffpunkt. Seit vielen Jahren ist das Haus zudem zweimal in der Woche ein offener Treff für Menschen mit Behinderung aus der ganzen Region, barrierefrei, gut zu erreichen, passende Ausgangsstation für vielfältige Aktivitäten der AG Freizeit in der Stadt – Inklusion live. Und schließlich gibt es noch den BUND mit seinem Büro und im Untergeschoss seit 2016 auch die Suppenküche des DRK.
Nach langem hin und her, ob die GeWoBau das Haus selbst sanieren sollte, wurde es schließlich an die JUKO verkauft. Für die Sanierung hat die Juko Fördermittel in Höhe von mehr als 1,5 Mio. € von der Stadt bekommen, die diese Mittel beantragt hatte, weil – nach Informationen von marburg.news am 15.1.21 – die Fördermittel nur an Kommunen zur Verbesserung der sozialen Infrastruktur in ausgewählten Stadtteilen vergeben werden. D.h. diese Mittel hätten auch an die GeWoBau weitergeleitet werden können, wenn diese das Haus weiterhin für alle in diesem Haus tätigen sozialen und-Umweltinitiativen inkl. der Juko dauerhaft bereit gestellt hätte.
Der Kaufvertrag Juko – GeWoBau sah nicht vor, dass den anderen Mietern ein Bleiberecht garantiert wurde. Ihnen wurde vielmehr mitgeteilt, dass sie schon bald wegen der anstehenden Sanierung das Haus auf Dauer verlassen müssten. Eine gute Vorsorge für die Fortdauer der wichtigen Arbeit der sozialen und Umwelt- Initiativen und die in den Bedingungen der Fördermittel genannte „Verbesserung der sozialen Infrastruktur in ausgewählten Stadtteilen“ hätte anders aussehen müssen.
Zwar gab die Stadt allen Beteiligten das Versprechen, für gleichwertige, barrierefreie und gut erreichbare Alternativen zu sorgen. Aber daraus wurde bis heute nichts – es blieb bei Angeboten, die dem alten Niveau der Räumlichkeiten überhaupt nicht entsprachen, wie etwa die Nutzung einer Wohnung im Bahnhofsgebäude. Andere umsetzbare Vorschläge hat die Stadt bisher nicht gemacht. Die Initiativen werden bald auf der Straße stehen, denn die Sanierung des Hauses am Krummbogen 2 wird im Herbst beginnen, weil die Zuschüsse verbaut werden müssen, um nicht zu verfallen.
„Dem OB scheinen Selbsthilfegruppen, soziale Initiativen/Vereine und deren Arbeit für benachteiligte Menschen nicht so wichtig zu sein, denn zu den Sorgen der AG Freizeit, der DRK-Suppenküche und der Selbsthilfegruppen, bald ohne Räumlichkeiten auf der Straße zu stehen, hat er außer dem früher gemachten vagen Versprechen, jetzt, wo es dringend wird, nichts mehr verlauten lassen,“ führt Dr. Christa Perabo aus und stellt folgende Forderungen der Grünen auf, die sie auch in die aktuelle Sitzung des Jugendhilfeausschusses einbringen will:
Wir fordern dringend dazu auf:
- Keinen Sanierungsbeginn ohne Alternative für die betroffenen Initiativen zuzulassen
- mindestens brauchbare Zwischenlösungen zur Verfügung zu stellen
- Zeitnah ein Konzept vorzulegen für ein Haus der sozialen und ökologischen Initiativen/Vereine und der Selbsthilfegruppen
- Ein solches Haus muss barrierefrei sein, gut zu erreichen und eine dafür geeignete Infrastruktur haben.