Marburger Strategie zur Innenstadtentwicklung

Rede der Fraktionsvorsitzenden Marion Messik in der Stadtverordnetenversammlung vom 29.09.2023
©Sabine Matzen

Frau Stadtverordnetenvorsteherin, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste,

Verödung der Innenstädte, Leerstand, zunehmender Onlinehandel – nicht erst seit der Pandemie stehen viele Städte – so auch Marburg – vor neuen Herausforderungen.

Der Deutsche Städtetag hat 2021 ein Positionspapier zur Zukunft der Innenstadt veröffentlicht, ich zitiere:

„Städte sind Orte für Menschen. (…) Angebote in den Innenstädten müssen sich an die geänderten Bedürfnisse und Erwartungen der Menschen anpassen. (…) Nicht mehr der Konsum ist Hauptanlass für den Besuch der Innenstädte. Multifunktionale Orte und Räume, unterschiedliche Nutzungen auch für kürzere Zeiträume sind gefordert. Wohnen gehört zu dieser Nutzungsmischung ebenso dazu wie Handel, Gastronomie, Kultur und Bildung.“

Wenn wir unsere Innenstädte zukunftsfähig aufstellen wollen, müssen wir neu denken und andere Wege gehen als bisher. Es reicht also nicht mehr, allein auf die klassische Wirtschaftsförderung, den klassischen Handel zu setzen. Wir wollen eine nachhaltige Stadtentwicklung. Immer mehr Menschen kommen nicht mehr in die Stadt, um zu konsumieren, sondern um etwas zu erleben – Innenstädte als sozialer Treffpunkt sind hier das Stichwort. Hier braucht es einen Mix, hier muss Raum für Experimente sein, für Möglichkeiten, zu erproben, was funktionieren könnte. Und dazu gehören natürlich auch nichtkommerzielle Angebote, denn diese beleben die Stadt und den Handel. Und genau da setzt doch das Konzept von „Freiraum“ und „Vielraum“ an – Möglichkeiten zu erproben, was funktionieren könnte.

Ein paar Beispiele: Verschiedene Künstler*innen, Fair Marburg, Foodsharing, Lahntaucher, Arbeit und Bildung, Lebenshilfe, Ambulanter Hospizdienst mit einer Ausstellung….

Und der gesunkene Leerstand zeigt ja, dass das Konzept funktioniert. Es ist also folgerichtig, jetzt auszuweiten und das erkennbar erfolgreiche, weil funktionierende Programm fortzusetzen. Im Übrigen hat auch der Ortsbeirat Altstadt im Juli 2023 einstimmig beschlossen, dass der Magistrat sich dafür einsetzen soll, dass das erfolgreiche Konzept auch 2024 fortgesetzt wird.

Die Skepsis der CDU erstaunt auch deshalb, da es hier eine Förderung über das Land Hessen mit dem Programm „Zukunft Innenstadt“ gab, das im Wirtschaftsministerium angesiedelt ist. Vielleicht werfen Sie noch mal einen Blick in ihr Programm zur Landtagswahl: da steht auf Seite 23 „Wir wollen deswegen die Förderprogramme zur Stärkung und Belebung unserer Innenstädte, wie beispielsweise „Zukunft Innenstadt“, „Lebendige Zentren“ oder „Ab in die Mitte!“ weiterführen und ausbauen.“ Also hier vor Ort, könnten Sie direkt dabei mitmachen und sind herzlich dazu eingeladen.

Meine Damen und Herren – die Innenstadt der Zukunft braucht einen neuen Mix – nicht nur Einkaufen, sondern auch Erlebnis, Kultur, soziale Treffpunkte, mehr Aufenthaltsqualität. Wir wollen eine nachhaltige Stadtentwicklung und stimmen dieser Vorlage daher selbstverständlich zu.

Vielen Dank!

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