Betriebskonzept für das VinziDorf Marburg

Rede der Stadtverordneten Madelaine Stahl in der Stadtverordnetenversammlung vom 29.09.2023

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Fraktion von B90 die Grünen begrüßt den vorliegenden Beschluss. Nach langen Debatten und einem vorzüglichen Beteiligungsprozess, welcher insbesondere auch die Perspektive der Betroffenen und damit der zukünftigen Bewohner sowie der Bürgerinnen und Bürger Marburgs miteinbezieht, wird mit dem vorliegenden Betriebskonzept der Grundstein für ein wegweisendes Projekt in zentraler und damit gut erreichbarer Lage in Marburg gelegt.

Was dieses VinziDorf von der herkömmlichen Obdachlosenhilfe unterscheidet, ist die große Offenheit gegenüber den Bewohnern, welche mitunter viele Jahre auf der Straße wohnen und die sich in den bereits bestehenden Strukturen nicht wiederfinden. Ein Schritt zurück in sichere Wohnformen wird hier ohne allzu rigide Vorschriften, welche die Betroffenen oftmals als einengend empfinden, geebnet. Marburg geht hier einen neuen Weg. Und zu einem neuen Konzept muss immer eine

kritische Begleitung und Evaluation gehören, welche selbstverständlich auch Änderungen und Anpassungen, aber auch Ergänzungen möglich machen, das steht doch außer Frage. Ein Konzept letztlich ist vgl. abstrakt, erst in der Praxis füllt es sich mit Leben und eine Reflexion wird möglich, an der die Betroffenen natürlich beteiligt werden.

Ein ganz zentraler Aspekt des vorliegenden Konzepts, den ich noch einmal hervorkehren möchte, ist die Zusammenarbeit mit Trägern und sozialpädagogisch ausgebildetem Personal, welche den Menschen niedrigschwellig Hilfe aufzeigt und das Wohnen, welches einen engen Austausch der Bewohner ermöglicht und diesen konstruktiv begleitet.

Aber schauen wir uns die Kritik an, die geäußert wurde:

  1. Natürlich sprechen wir uns für ein Mitspracherecht aus, allerdings braucht es eben auch ein paar Vorgaben, damit das Zusammenleben funktionieren kann und die Sicherheit für alle gewährleistet ist (z.B.: Alkoholverbot).
  2. Ein weiterer Punkt, der eine Beteiligung mitunter erschweren kann, ist die Ansprache der Betroffenen. Diese sind nicht immer offen für entsprechende Beteiligungsformate und sind auch nicht immer leicht anzutreffen/aufzufinden.

Es ist doch vielmehr so, dass die Strukturen wachsen und sich dadurch entsprechende Formate entwickeln können – oder eben nicht.

Gerade Menschen, die für uns selbstverständliche Strukturen lange nicht genutzt haben, können durch zu statische Vorgaben schnell mehr verschrecken als, dass sie von Nutzen sind.

Umso wichtiger ist es zu betonen, dass es sich um ein Konzept handelt, was sich in der Praxis bewähren muss und natürlich auch auf Bedarfe flexibel reagieren kann. Danke.

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