Sport hält gesund, hilft, Freundschaften zu schließen, stärkt das Selbstbewusstsein, steigert die (Leistungs-)Motivation und hat eine hohe Integrationskraft. Marburg als Ort des Spitzen- und Breitensports, in dem vom Bundesligaspiel bis zum Feierabendsport alles zu finden ist, hat hier eine besondere Rolle, allen Ansprüchen mit begrenzten (räumlichen) Mitteln gerecht zu werden. Die Corona-Krise hat aufgezeigt, wie bedeutsam individuelle Sport- und Naherholungsmöglichkeiten sind, die unmittelbar und barrierefrei für alle Menschen dieser Stadt zugänglich sind. Ein immer stärker individualisiertes Bewegungs- und Freizeitverhalten der Bevölkerung befördert die Bedeutung offener, niedrigschwelliger Sport- und Bewegungsräume im öffentlichen Raum. Eine zukunftsfähige Sportpolitik muss dieser gesellschaftlichen Vielfalt gerecht werden. Teure, genormte Sporthallen sind hierzu nicht immer notwendig. Viele Marburger*innen sind nicht in Vereinen aktiv und treiben selbstorganisiert Sport (Laufen, Mountainbike, Yoga, Gymnastik, Fitnesstraining, Tanz, Inliner, Fußball etc.). Um möglichst vielen Menschen Zugang zu gesundheitsfördernder Bewegung und Begegnungen zu ermöglichen, werden wir uns für einen Masterplan für Sport- und Bewegungsräume im öffentlichen Raum einsetzen. Dieser Masterplan soll die Neu- und Umplanung von Sport- und Bewegungsflächen gemeinsam mit Bürger*innen vor Ort in den Blick nehmen.
Die Berücksichtigung sportlicher Freiräume im Stadtraum stellt auch neue Anforderungen an die Stadtplanung. Innerstädtische oder stadtnahe Räume, die derzeit noch im Bebauungsplan als Sport- oder Freiräume ausgewiesen sind, wollen wir deshalb möglichst erhalten, sichern und, wo sportlich und ökologisch vertretbar, in öffentlich nutzbare Sport- und Bewegungsparks und Treffpunkte für Jugendliche und Erwachsene umwandeln. Neben der Sporttauglichkeit müssen Sportanlagen auch den Anforderungen an Nachhaltigkeit und Inklusion gerecht werden.
Für das spontane Mannschaftsspiel (Volleyball, Fußball etc.) werden wir uns dafür einsetzen, dass Freizeitspielfelder, die regelmäßig gepflegt werden, zur Verfügung stehen. Für den Laufsport, Inlineskating und für das (Mountain-)Radfahren wollen wir Wegesysteme im Grünbereich ausweisen, um etwaige Konflikte frühzeitig gemeinsam zu bearbeiten. So gilt es insbesondere bei der sportlichen Waldnutzung, alle Nutzer*innengruppen in einen Dialog zu bringen und ergebnisoffene Diskussionen zu ermöglichen. Für Sport im öffentlichen Raum wollen wir ein öffentliches, an die Bedürfnisse der Sportler*innen angepasstes Angebot ermöglichen. Hierzu zählt u.a. das Schaffen neuer Laufstrecken, die in der dunklen Jahreszeit beleuchtet werden. Über ein im Internet aufgebautes Sportportal wollen wir der Bevölkerung alle Informationen zu Sport- und Bewegungsflächen im öffentlichen Raum umfassend zur Verfügung stellen.
Für uns Grüne ist die Unterstützung des Vereinssports wichtig. Die mietfreie Nutzung der Sportanlagen durch Vereine wollen wir weiterhin beibehalten. Dabei ist insbesondere in den Wintermonaten auf die besondere Situation der räumlichen Begrenztheit der Sporthallen Rücksicht zu nehmen. Hier ist es uns wichtig, gemeinsam im Dialog die Bedarfe zu erörtern und Lösungen zu finden.
Wir wollen darüber hinaus das Angebot zur Inklusion im Sport erhöhen, indem wir in möglichst allen Sportstätten Barrierefreiheit schaffen. Außerdem ist es uns ein Herzensanliegen, die vielfältigen Angebote der zahlreichen Sportvereine, die sich für die Integration von zugewanderten Menschen einsetzen, weiter zu stärken.
In Marburg haben wir trotz der Schließung vieler Schwimmbäder deutschlandweit immerhin noch zwei Hallenbäder. Neben dem großen Hallen- und Freibad bietet das Schul- und Lehrschwimmbad in Wehrda nach dem Ausbau sowohl vielfältige Möglichkeiten für Schulen und Vereine als auch ein Lehrschwimmbecken, in dem das Schwimmen erlernt werden kann. Neben dem Vereinssport bietet das Bad, insbesondere an Wochenenden, Zeiten für die öffentliche Nutzung. Wir Grüne setzen uns dafür ein, dass die öffentlichen Zeiten im finanziell verantwortlichen Rahmen ausgeweitet werden, damit das Bad mehr genutzt werden kann.
Die vorübergehende baubedingte Schließung des Hallenbads Aquamar zeigt uns, wie bedeutsam Schwimmgelegenheiten für Marburger*innen sind. Dass nun kaum öffentliches Schwimmen möglich ist macht deutlich, wie groß der Druck in Marburg auf öffentliche und frei zugängliche Schwimmmöglichkeiten ist. Hier muss mit der Neueröffnung des Aquamars ein Konzept entwickelt werden, das auch für Dauerschwimmer preiswerte Möglichkeiten findet, die finanzielle Barriere klein zu halten. Hierfür ist insbesondere ein räumliches Konzept notwendig, welches das Schwimmbecken von den Spaßbecken trennt.
Darüber hinaus nehmen wir die Tatsache mit Sorge wahr, dass immer weniger Kinder und Jugendliche in Marburg schwimmen können. Das muss dringend gestoppt werden. Deshalb wollen wir prüfen, inwiefern die Stadt Marburg die Schwimmvereine darin finanziell unterstützen kann, Schwimmkurse kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Zudem wollen wir eine entsprechende städtische Kampagne auf den Weg bringen, die diese Problemstellung aufgreift und für kostenfreie Schwimmkurse wirbt. Das Wasser der Lahn sollte eine Qualität erreichen, dass das Schwimmen hier nicht gesundheitsgefährdend ist. Wir wollen das Schwimmen in der Lahn möglich machen. Schwimmen in Flüssen und Seen ist ein Naturerlebnis, das kein Schwimmbad ersetzen kann.
Wir GRÜNE wollen:
- ein Marburger Sportportal schaffen;
- einen Masterplan für Sport- und Bewegungsräume im öffentlichen Raum mit dem Ziel, gemeinsam eine zukunftsfähige Sportpolitik zu entwickeln, die vielen Menschen Zugang zu gesundheitsfördernder Bewegung und Begegnungen ermöglicht;
- den stetigen Ausbau von Bewegungsorten in der Stadt, in Wohnquartieren und auf Grünflächen. Dabei muss das Fachwissen der Universität (Fachbereich Sportwissenschaften) und des bsj genutzt werden;
- die Förderung inklusiver Sportangebote;
- kostenfreie Schwimmkurse für Kinder und eine Kampagne für das Schwimmenlernen;
- eine Ausweitung der öffentlichen Schwimmzeiten in Wehrda;
- ein Konzept für das Aquamar, das auch Dauerschwimmern preiswerte Möglichkeiten eröffnet;
- einen Dialog der vielen (sportlichen) Nutzer*innengruppen des Marburger Waldes schaffen, um trotz der unterschiedlichen Interessen tragfähige Lösungen zu erarbeiten;
- die Prüfung eines Flussschwimmbades in der Lahn.