Mobilität in Marburg: Verkehrswende gestalten

Organisation der Mobilität

Die Veränderungen in der Marburger Innenstadt und mit ihr die Entwicklung des Uni-Campus Firmanei am Alten Botanischen Garten und des Uni-Campus auf den Lahnbergen erfordern moderne Strategien zur zukünftigen Bewältigung des Stadtverkehrs.

Das übergeordnete Ziel ist die erforderliche Mobilität zu ermöglichen und die Belastungen durch den motorisierten Individualverkehr zu verringern sowie die bestehenden Verkehrsformen so zu organisieren, dass die schwächeren Verkehrsteilnehmer gestärkt werden. Dies soll in Marburg durch ein vernetztes System der einzelnen Fortbewegungsarten erreicht werden, das mit der Region verknüpft ist und mit einer Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs einhergeht.

Hierzu ist die Einführung eines kommunalen Mobilitätsmanagements erforderlich. Dieses geht über die „klassische“ Verkehrsplanung, die meist nur die einzelnen Verkehrsarten nebeneinander betrachtet, hinaus. Mobilitätsmanagement soll Verkehr besser organisieren und die verschiedenen Fortbewegungsarten in der Stadt miteinander optimal verknüpfen sowie aufeinander abstimmen. Es soll auch effizientes und ressourcenschonendes Mobilitätsverhalten fördern, indem es Anreize setzt und für eine klimaschonende Wahl der Verkehrsmittel wirbt.

Eine gezielte Organisation der Mobilität führt zu höherer Auslastung und höheren Einnahmen aller öffentlichen Verkehrsträger, erspart Kraftstoff-, Stau- und Parkraumkosten und reduziert bei den Kommunen die Mittel, die in Ausbau, Bereitstellung sowie Instandhaltung der Straßeninfrastruktur investiert werden müssen. Zur Erstellung und Umsetzung eines solchen Mobilitätskonzepts fordern wir den Einsatz einer*eines Mobilitätsbeauftragten.

Wir GRÜNE wollen:

  • ein Mobilitätskonzept für Marburg, das darauf abzielt, den motorisierten Individualverkehr durch ein Verkehrs-„System“ zu ersetzen, das an die Mobilitätsbedürfnisse und verfügbare Ressourcen von Raum und Energie möglichst gut angepasst ist;
  • Bürger*innen in Mobilitätsfragen stärker beteiligen;
  • Betriebe mit einer Plakette auszeichnen, die ihren Mitarbeiter*innen Anreize bieten, klimaschonende Verkehrsmittel zu nutzen;
  • Mobilität stärker über die Stadtgrenzen Marburgs hinaus und regional gemeinsam denken. Dazu soll die Ausgestaltung eines Mobilitätskonzepts gemeinsam mit unseren Nachbargemeinden und dem Landkreis sowie weiteren regionalen Partnern forciert werden;
  • die Schaffung der Stelle eines*einer Mobilitätsbeauftragten;
  • die Erneuerung des städtischen Fuhrparks durch Umstieg auf e-Mobilität (Ordnungsamt, DBM, Fachdienste usw.).

Verringerung des Autoverkehrs

Die letzten vier Jahre haben ein klares Bekenntnis zu einer wirksamen Verringerung des Autoverkehrs vermissen lassen. Die Sanierung der Weidenhäuser Brücke ohne die Markierung von Fahrradschutzstreifen zeugt davon. Stattdessen hat der Verkehr auf der Stadtautobahn, insbesondere von LKWs, sogar stark zugenommen und beeinträchtigt die Lebensqualität der Anwohnenden erheblich. Das bedeutet, dass wir weiterhin Anstrengungen unternehmen müssen, um eine deutliche Reduzierung des Autoverkehrs in Marburg zu erreichen. Maßnahmen wie den in den vergangenen Jahren diskutierten Allnatalweg oder den Behring-Tunnel lehnen wir daher entschieden ab.

Wir GRÜNE wollen:

  • keine zusätzlichen und keine kostenlosen Parkplätze in der Innenstadt und stattdessen eine regelmäßige Überprüfung und ggf. Anpassung der Parktarife;
  • den Autoverkehr in der Oberstadt, insbesondere in der Barfüßerstraße, weiter reduzieren. Dazu sind unter anderem regelmäßige Kontrollen in der Fußgängerzone nötig. Der Einsatz automatisch absenkbarer Poller könnte dabei in einigen Bereichen ein sinnvolles Instrument sein;
  • einen erneuten Anlauf für einen gemeinsamen Lieferverkehr in der Oberstadt machen und gleichzeitig sicherstellen, dass weite Teile der Oberstadt als Fußgängerzone erhalten bleiben;
  • eine Verringerung der Verkehrsflächen für den ruhenden und fließen- den Autoverkehr zugunsten von Fuß- und Radverkehr sowie ÖPNV;
  • das Parken in Parkhäusern gegenüber dem Parken im Straßenraum durch geeignete Preisstaffelung attraktiver machen, um mehr Raum für den Fuß- und Radverkehr zu schaffen;
  • für Marburg spezifische Shared-Space-Bereiche, verkehrsberuhigte Zonen und Spielstraßen unter Einbeziehung des Behindertenbeirates entwickeln;
  • Anreizsysteme für die Abmeldung von und den Verzicht auf PKWs einführen, z.B. in Form von Förderprämien oder einem kostenlosen Jahresabonnement für den ÖPNV sowie für die Anschaffung von E-Fahrrädern oder Lastenfahrrändern;
  • Park&Ride-Systeme (PVR) so attraktiv wie möglich gestalten, durch kostenloses Parken und kostenlose Fahrt mit dem Bus in die Innenstadt, wetterfeste Warteräume, gesicherte Radabstellanlagen, Lademöglichkeiten für E-Bikes und Elektroautos sowie die Bereitstellung von Mietfahrrädern;
  • Elektromobilität fördern und daher die notwendige Ladeinfrastruktur, insbesondere auch in den Außenstadtteilen, schaffen;
  • die Schaffung neuer und direkt an die B3 angebundener Parkflächen am Rande der Innenstadt, z.B. an der alten Universitätsbibliothek und in der Nähe des Hauptbahnhofs. Parktickets dienen dabei gleichzeitig zur kostenlosen Nutzung des ÖPNV im Innenstadtbereich;
  • den Umbau der Verkehrsanbindung des Schulzentrums in der Leopold-Lucas-Straße durch Schaffung von breiten Fußwegen und Sperrung der Straße in der Zeit von 7:00 bis 16:00 Uhr für den Autoverkehr sowie eine langfristige Umgestaltung unter Beteiligung der Schulgemeinden zu einem Schulcampus;
  • Umbau der Leopold-Lucas-Straße zu einer Fahrradstraße;
  • das Carsharing als umweltverträglichste Form der Autonutzung durch die Bereitstellung weiterer Stellplätze in der Innenstadt und dort, wo sie gebraucht werden, weiter fördern;
  • Etablierung von Carsharing auch in den Außenstadtteilen;
  • Einführung von PKW-Mitnahmesystemen (durch Apps etc.) als Ergänzung des ÖPNV zur attraktiveren Versorgung der Außenstadtteile und darüber hinaus;
  • Tempolimits auf der Stadtautobahn: Tempo 80 für PKWs und Tempo 60 für LKWs;
  • Tempo 30 auch auf klassifizierten Straßen in der Innenstadt und in Wohngebieten, z.B. in der Biegenstraße, Deutschhausstraße, Frankfurter Straße, Universitätsstraße und Schwanallee;
  • Einführung von temporären 30er-Zonen (22:00 – 6:00 Uhr), z.B. im Marbacher Weg oder in der Großseelheimer Straße;
  • Bund und Land weiter mit Nachdruck auffordern, entlang der B3 in Marburg eine Lärmschutzwand mit transparenten Abschnitten bei Brücken (z.B. am Hauptbahnhof), zu errichten;
  • ergebnisoffen über die Zukunft der Marburger Stadtautobahn und mögliche bauliche Alternativen diskutieren;
  • Marburg zur (fast) abgasfreien Stadt entwickeln.

Den ÖPNV noch attraktiver gestalten

Zur Realisierung einer ökologisch nachhaltigen Verkehrswende gehört eine Stärkung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Hier steht in der Entwicklung eine neue Generation von Bussen mit Elektro- und Brennstoffzellenantrieb am Start. Dass der ÖPNV weiter ausgebaut werden muss und dafür auch neue Wege beschritten werden müssen, lehren uns nicht nur die vollen Busse, sondern auch der nach wie vor dichte PKW-Verkehr. Wir wollen die Attraktivität des ÖPNVs steigern, zum einen durch Verdichtung der Taktzeiten, zum anderen aber auch durch eine bessere Nutzbarkeit für alle Bevölkerungsgruppen.

Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass andere Verkehrsbetreiber, z.B. die Deutsche Bahn, der gesetzlichen Verpflichtung der Barrierefreiheit nachkommen. Der Marburger Südbahnhof muss endlich zügig barrierefrei werden! Nur so ist der Bahnhof für alle Bürger*innen eigenständig ohne Hilfe Dritter nutzbar.

Für eine Weiterentwicklung des ÖPNV in Marburg sind auch neue Ideen gefragt. Es muss eine Antwort auf die Frage gefunden werden, wie der Transport der wachsenden Zahl von Studierenden, Beschäftigten, Patienten*innen und Besucher*innen auf die Lahnberge sowie von Arbeitnehmer*innen zu den Pharmastandorten in Marbach und Görzhausen bewältigt werden soll. Hier wollen wir Lösungen finden, die schnelle Verbindungen und hohe Kapazitäten herstellen.

Es ist im Interesse Marburgs, den Ausbau des ÖPNVs auch über die Stadtgrenzen hinaus zu unterstützen. Insbesondere die diskutierten Reaktivierungen der Salzböde- und Ohmtalbahn haben eine große Relevanz für Marburg. Gleiches gilt für den Ausbau der Oberen Lahntalbahn.

Wir GRÜNE wollen:

  • eine gesteigerte Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel durch einen noch attraktiveren Busverkehr;
  • eine weitere Verbesserung der Taktfolge, insbesondere bei den Linien auf die Lahnberge, zu den Pharmastandorten in Marbach und Görzhausen, aber auch in die Außenstadtteile;
  • eine engere Nahverkehrstaktung mindestens alle 15 Minuten in die großen Stadtteile Cappel, Marbach, Ockershausen, Richtsberg und Wehrda sowie mindestens alle 30 Minuten in die Außenstadtteile;
  • eine bessere Bustaktung durch Überlappung der Linien innerhalb der Innenstadt zur optimalen Anbindung aller Kernstadtbereiche;
  • schnelle Busverbindungen zwischen den großen Stadtteilen Cappel und Wehrda und der Innenstadt z.B. durch Nutzung der B3 schaffen;
  • Einführung eines Ringbusverkehrs durch die westlichen Stadtteile mit Anbindung des Görzhäuser Hofs und des Hauptbahnhofs;
  • Einführung eines Ringbusses für die östlichen Stadtteile unter Einbeziehung der Lahnberge;
  • Modellversuche zum fahrscheinlosen ÖPNV etablieren, um die Nutzung des Busverkehrs attraktiver zu machen;
  • eine höhere Taktung auch in Tagesrandzeiten und am Wochenende, z.B. samstags;
  • Barrierefreiheit im System für alle. Abbau von Nutzungsbarrieren durch mehr Platz für Kinderwagen, Rollatoren und Fahrräder durch größere Mehrzweckbereiche in den Bussen;
  • Erhöhung der Kapazitäten zur Mitnahme von Fahrrädern auf die Lahnberge und in den Stadtwald;
  • Einführung von Bussen der neuesten technologischen Generation (Elektro- und Brennstoffzellenantrieb), sowie Erhöhung des Fahrkomforts u.a. durch bequeme Sitze und funktionierende Klima- und Belüftungsanlagen;
  • wetterfeste Wartehäuschen an den Haltepunkten, Verbesserung der Warteinfrastruktur;
  • bessere ÖPNV-Anbindung der Außenstadtteile und Höhenlagen durch abgestimmte Linienführung, Taktverdichtung und Ausbau des AST-Angebots;
  • Schaffung eines kostenlos nutzbaren Nachtbusverkehrs an Wochenenden und unter Einbeziehung der Stadtteile;
  • die Steigerung der Attraktivität von Buslinien und Zugstrecken, die Marburg mit den Nachbargemeinden verbinden, in Zusammenarbeit mit dem Landkreis und dem RMV;
  • eine Verbesserung der Einbindung Marburgs in das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn, z.B. durch eine höhere IC- und ICE-Frequenz mit Halt in Marburg;
  • eine Verbesserung der Bahnverbindung nach Kassel und Frankfurt in entsprechend gut ausgebauten Zügen, die insbesondere auf der Linie RE98 auch den hohen Passagierbedarfen gerecht werden;
  • die Initiativen und Untersuchungen zur Reaktivierung der Salzböde- und Ohmtalbahn und einen Ausbau der Oberen Lahntalbahn unterstützen;
  • eine häufigere Durchbindung der Burgwald- und Oberen Lahntalbahn bis Marburg Süd;
  • Prüfung zusätzlicher Haltepunkte des Bahn-Regionalverkehrs im Bereich „Marburg Mitte“ auf Höhe der alten Universitätsbibliothek, in Gisselberg und am Kaufpark in Wehrda.

Marburgs Arbeitsplatzschwerpunkte besser anbinden

Durch den weiteren Ausbau am Standort Görzhausen werden mehr Beschäftigte dort tätig sein. Es muss gelingen, die Mitarbeiter*innen zu motivieren, nach Möglichkeit auf die Nutzung des eigenen Pkws zu verzichten und stattdessen intelligente Mitfahrsysteme zu entwickeln und anzuwenden. Dafür muss der ÖPNV so gestaltet werden, dass er von den Mitarbeiter*innen effektiv genutzt werden kann; Entwicklung von Radwegen aus der Innenstadt und den umliegenden Stadtteilen und dem Landkreis gilt es forciert zu planen.

In den Fachbereichen der Universität auf den Lahnbergen und im Klinikum gibt es bereits jetzt mehrere tausend Beschäftigte. Täglich pendeln außerdem tausende Studierende zwischen Stadt und Lahnbergen. Viele Menschen aus Marburg und dem Umland werden stationär oder ambulant im Klinikum behandelt. Daraus resultiert schon jetzt ein großes Verkehrsaufkommen. In Stoßzeiten transportieren die Stadtbusse bis zu 600 Personen in der Stunde auf die Lahnberge oder zurück. Die Parkplatzkapazitäten am Klinikum sind bereits ausgeschöpft. Dabei wird es nicht bleiben; die Erweiterung des Universitätsstandorts Lahnberge dauert an, weitere Entwicklungsschritte befinden sich in Planung. Der Bedarf an schnellen und ausreichenden Transportmöglichkeiten wird also noch zunehmen.

Da die Universitätsverwaltung, das Hörsaalgebäude sowie der Universitätscampus der Gesellschafts- und Geisteswissenschaften sich weiterhin in der Kernstadt befinden, besteht die Notwendigkeit einer leistungsfähigen Verbindung zwischen der Kernstadt und den Lahnbergen. Diese wird durch Busse und Radverkehr allein nicht erreicht werden können. Der Busverkehr auf die Lahnberge ist an seiner Kapazitätsgrenze angelangt. Auch die nicht unsinnige Umstellung auf Oberleitungsbusse wird die Kapazitätsprobleme nicht nachhaltig lösen können. Daher ist es notwendig, eine offene Diskussion über mögliche alternative Verkehrsträger zu führen, die insbesondere schnelle und attraktive Verbindungen schaffen und hohe Kapazitäten ermöglichen.

Als einen Baustein zur Lösung dieser großen Aufgabe haben wir Grüne schon früh den Bau einer Seilbahn von der Innenstadt bis zum Klinikum auf dem Lahnbergen vorgeschlagen. Wir sind allerdings nicht auf einen einzigen Verkehrsträger festgelegt. Zentral ist die Ermöglichung attraktiver Verbindungen und hoher Kapazitäten.

Fußverkehr stärken und attraktiv gestalten

Zu Fuß gehen ist die natürliche und ursprüngliche Art der Fortbewegung und zugleich die gesündeste. Fußgänger*innen im Mobilitätssystem der Stadt sind im Konfliktfall aber die schwächsten Verkehrsteilnehmer. Deshalb müssen ihre Interessen bei der Verkehrsplanung und vor allem bei der Quartiersplanung Priorität haben. Dies wollen wir weiter vorantreiben und die Interessen von Fußgänger*innen sowie die Barrierefreiheit und Freizeitaspekte bei Baumaßnahmen berücksichtigen.

Außerdem gehört zur Verbesserung des Fußverkehrs die Optimierung der Durchwegung von bebauten Gebieten. Soweit dies möglich ist, sollten für Fußgänger*innen kürzere Wegebeziehungen geschaffen und die Attraktivität der Wegstrecken zu den in Marburg viel besuchten Zielen erhöht werden.

Wir GRÜNE wollen:

  • Wegebeziehungen für den Fußverkehr verbessern und den Fußgänger*innen sichtbar machen, z.B. durch Schaffung weiterer Querungsmöglichkeiten;
  • die Sicherung ausreichend häufiger und langer Grünphasen für Fußgänger*innen an Ampeln;
  • die Schaffung breiter Gehwege;
  • sichere Fußwege und Treppen durch Nachrüstung mit Geländern und Markierung von Stufen;
  • die Reduzierung von Rollwiderständen zum Vorteil für Rollstuhl-, Rollator- und Kinderwagennutzer*innen;
  • den weiteren Ausbau von Orientierungssystemen und Bodenleitstrukturen für Menschen mit Sehbehinderung in Marburg;
  • Begrünungsmaßnahmen und die Schaffung bedarfsgerechter Sitzangebote;
  • Angsträume in den Wegebeziehungen abbauen;
  • die Konfliktpotenziale des Fußverkehrs mit dem Radverkehr minimieren, z.B. durch eine Trennung der Verkehrsbereiche.

Radverkehr mit Nachdruck fördern

Unser Ziel ist es, den Radverkehr in Marburg noch attraktiver zu gestalten. Dazu wollen wir das bestehende Radverkehrsnetz erweitern und verbessern. Hierbei geht es vorrangig um den Alltagsverkehr zur Arbeit, zur Schule, zum Einkaufen, zu Veranstaltungen etc.

Elektromobilität bedeutet nicht zuletzt auch die Nutzung von Pedelecs, Elektrofahrrädern und E-Lastenrädern. Diese werden von immer mehr Menschen genutzt und dafür braucht es sichere Abstellplätze und ein gut ausgebautes Radwegenetz.

Der Anbindung der Stadtteile gilt unser besonderes Augenmerk. Grundsätzlich soll der Radverkehr bei allen Neuplanungen von Anfang an mitgedacht werden. Die wichtigen Ziele in der Stadt müssen durch Radwegebeziehungen verbunden werden.

Die Attraktivität des Radverkehrs soll durch Mitnahmemöglichkeit der Räder im Bus, eine Erweiterung und Verbesserung der Abstellmöglichkeiten vor allem an Bahnhöfen, Haltestellen, Veranstaltungsorten usw. sowie die Sicherstellung des Winterdienstes auch auf Radwegen gesteigert werden.

Wir wollen, dass der Fuß- und Radverkehr mehr Verkehrsraum in Marburg erhält. Der Weg in die Innenstadt mit dem Fahrrad oder zu Fuß muss attraktiver sein als mit dem Auto.

Wichtig zur Erreichung der Ziele ist auch eine Verbesserung des allgemeinen „Fahrradklimas“ in der Stadt durch Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit.

Wir GRÜNE wollen:

  • eine direkte und beleuchtete Radverbindung von der Innenstadt zum Universitätscampus Lahnberge über den Alten Kirchhainer Weg;
  • den Ausbau des Radwegenetzes auf dem Campus Lahnberge;
  • eine attraktive und sichere Radanbindung der Pharmastandorte in Marbach und Görzhausen aus der Innenstadt und den Außenstadtteilen;
  • Fahrradverbindungen durch die Schaffung eigenständiger Radwege zu den Arbeitsorten in der Marbach und Görzhausen: Radwege von der Emil-von-Behring-Straße nach Görzhausen sowie vom Rotenberg über den Sellhof und Wehrshausen nach Görzhausen und ab dem Stadtteil Haddamshausen einen durchgehenden Radweg nach Görzhausen;
  • durchgängige, sichere Radverkehrsachsen durch die Innenstadt, z.B. Pilgrimstein – Rudolphsplatz – Schulstraße – Wilhelmstraße – Schulzentrum;
  • mehr Sicherheit des Radverkehrs durch Trennung von Radwegen und Straßenverkehr und dort, wo es möglich ist, durch die Umwandlung bzw. den Rückbau von Straßen;
  • eine schnellstmögliche Realisierung der Lahnbrücke zwischen Afföllerwiesen und Wehrdaer Weg und deren Verbindung mit den bereits realisierten Teilstücken der Radwege im Lahnvorland;
  • die Prüfung infrage kommender Straßen zur Ausweisung als Fahrradstraßen (bspw. Pilgrimstein);
  • die Verbesserung der Verbindung Heinrich-Meister-Tunnel – Zimmermannstraße – Jägertunnel;
  • eine weitere Verbesserung der Verbindung Lahnuferweg – Am Grün, insbesondere durch Sperrung letzterer Straße für den Autoverkehr;
  • die Projektierung einer neuen Radverkehrsverbindung entlang des Cappeler Berges bis zum Südbahnhof;
  • den Ausbau des regionalen Wegenetzes für den alltäglichen Radverkehr zur besseren Anbindung aller Außenstadtteile und des Umlands;
  • Radschnellwege zur Stadt-Umland-Verbindung oder z.B. nach Gießen;
  • eine verstärkte Erweiterung der Ampelanlagen um Radfahrampeln. Dies trägt zum verbesserten Verkehrsablauf und zur Sicherheit des Verkehrs bei;
  • die Beschleunigung des Radverkehrs durch die Abstimmung der Grünphasen auf den Radverkehr;
  • die zügige Errichtung der geplanten Fahrradstation am Parkhaus Pilgrimstein, am Hauptbahnhof, auf dem Campus Lahnberge, an der neuen UB und an den Marburger Schulen, die wetterfest, diebstahlsicher sowie architektonisch und stadtgestalterisch attraktiv sind und Lademöglichkeiten für E-Fahrräder bieten;
  • einen weiteren Ausbau von Abstellanlagen und Radboxen, u.a. an Park&Ride-Parkplätzen und Bushaltestellen;
  • einen verstärkten Ausbau der Infrastruktur für Elektrofahrräder, weil sie eine Zukunftsoption für den Verkehr im bergigen Marburg sind;
  • den Ausbau des Verleihsystems für Elektroräder;
  • die Erarbeitung von Schulwegeplänen zur Radverkehrsnutzung;
  • die Förderung der Beschäftigung mit Radtechnik an Schulen (Räder für Kids), z.B. im Rahmen des Pakts für den Nachmittag;
  • die Unterstützung von Initiativen wie RADIKATE, welche die Fähigkeiten von Radfahrer*innen steigern, eigenständig ihre Fahrräder reparieren zu können;
  • die Mitnahmemöglichkeit von Fahrrädern im ÖPNV verbessern, gerade in den Zeiten des Berufs- und Schüler*innenverkehrs;
  • den Ausbau und die bessere stadträumliche Einbindung der Stationen des Mietrad-Systems, auch für Lastenräder;
  • die im Radverkehrsentwicklungsplan der Stadt Marburg vorgeschlagenen Maßnahmen zügig umsetzen.

Wir Grüne in der Stadt Marburg waren von Anfang an gegen den Bau der Bundesautobahn 49 und haben dies durch verschiedene Initiativen deutlich gemacht. Leider ist die Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung anderer Meinung und hat die Planungen und den Bau immer unterstützt. Wir akzeptieren die bislang erfolgten juristischen Entscheidungen, werden den Bau aber weiter kritisch begleiten, vor allem hinsichtlich der Eingriffe in den Wasserhaushalt und den Gewässerschutz. Wir unterstützen jeden friedlichen Protest und setzen uns für eine Deeskalation der Lage ein.