Kultur in Marburg: Vielfältig und für alle Kunst und Kultur ist für uns kein Luxus oder Sahnehäubchen in guten Zeiten, sondern elementarer Bestandteil unseres Lebens. Die Corona-Pandemie hat auch das kulturelle Leben in Marburg stark beeinträchtigt. Das vielfältige kulturelle Leben in Marburg wollen wir auch nach der Krise bewahren. Gerade die Soziokultur mit für weit über Marburg beachteten Zentren in Marburg wie dem KFZ, Café Trauma, Waggonhalle sowie den vielen kleineren Akteuren setzt wichtige Impulse für gesellschaftliche Dialoge und ist unbedingt schützenswert. Der Austausch mit lokalen Akteur*innen und interkulturellen Initiativen ist dabei wichtig, um offen zu bleiben für neue Kunstformen und kulturelle Strömungen. Gemeinsam mit allen Beteiligten wollen wir in einem offenen Dialogprozess ein „Leitbild Kultur“ erarbeiten. Hier wollen wir die Folgen der Krise für die Kulturschaffenden unserer Stadt ebenso diskutieren wie sinnvolle Förderschwerpunkte. So legen wir den Schwerpunkt für eine regionale Kulturentwicklungsplanung, die hilft, Marburgs Kulturperlen auch über die Stadt und den Kreis hinaus sichtbar zu machen und die es schafft, blinde Flecken in der Förderung und auf der Landkarte zu identifizieren. Für uns hängt Kultur immer untrennbar zusammen mit der Frage des offenen Zugangs. Wir wollen die Barrieren und die Hürden zur Kultur einreißen, denn wir wollen ein kulturelles Leben in Marburg, an dem alle Menschen teilhaben können. Wir wollen deswegen die städtische Kulturförderung so strukturieren, dass sie auch Menschen mit Migrationsgeschichte, mit Behinderung und LSBTIQ erreicht. Barrierefreiheit ist also viel ganzheitlicher als nur auf die Frage der baulichen Gegebenheiten des Veranstaltungsortes reduziert zu verstehen. Es bedeutet auch, dass Menschen in verschiedenen Lebenssituationen ermöglicht werden soll, Kultur zu erleben und den Zugang zu erleichtern. Die Angebote von kultureller Bildung, die es vom Landestheater Marburg, über die Musikschulen bis hin zu der Kunstwerkstatt gibt, wollen wir sichern und stärken. Auch durch Digitalisierung können bestehende Barrieren im Zugang zu Kultur abgebaut werden, die Stadtbibliothek sowie das Landestheater Marburg wollen wir beim weiteren Ausbau ihres digitalen Angebots unterstützen. Wir wollen ein niedrigschwelliges Beratungssystem erarbeiten, das sie dabei berät, erfolgreiche Förderanträge beim Land, auf Bundesebene und in der EU zu stellen, was ihnen ermöglicht, ihre Kulturprojekte finanziell über eine Unterstützung der Stadt hinaus abzusichern. Auch Gleichstellungsaspekte reichen in das Feld der Kultur. Menschen dürfen nicht von kulturellen Angeboten ausgeschlossen werden, weil sie keine Kinderbetreuung finden. Ein „Schülerferienprogramm Kultur“, in dem wir unter Führung des Jugendamtes ein Programm der kulturellen Bildung für Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Schichten zu günstigen Preise auflegen, wollen wir prüfen. Gleichzeitig ist uns wichtig, dass Podien und Bühnen die gesellschaftliche Realität und Diversität widerspiegeln. Die Leistungen von Marburger Künstlerinnen aller Sparten wollen wir sichtbarer machen. Im Landestheater Marburg wollen wir gemeinsam mit der Landesebene eine gute Zukunftsperspektive erarbeiten. Die gemeinsame Einführung der Mindestgage war ein wichtiger Schritt, um die problematische Einkommenssituation von Schauspieler*innen zu verbessern. Wir wollen auch für die künstlerisch Beschäftigten, die schon länger angestellt sind, weiter an Verbesserungen arbeiten. Auch die bauliche Perspektive wollen wir in enger Abstimmung mit dem Theater und dem Land weiter prüfen und voranbringen. Marburg ist eine Universitätsstadt. Das bunte studentische Leben bereichert und prägt unsere Stadt. Studentische Kulturinitiativen wollen wir unterstützen, wo es möglich ist. Wo es zu Konflikten zwischen Studierenden und Anwohner*innen kommt, wollen wir vermittelnd tätig werden, um die Nachtruhe einerseits und die Kulturangebote andererseits zu schützen. Lösungen wie die Ernennung einer/eines Nachtbürgermeister*in wollen wir prüfen. Marburg ist ein Ort mit jahrhundertelanger Geschichte. Die Geschichte der Universität wollen wir sichtbar machen und anlässlich des 500. Jubiläums der Universitätsgründung vor allem auf den Teil der Geschichte verweisen, der oft vergessen wird: Die Geschichten von Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen, die unsere Stadt in den letzten 500 Jahren geprägt haben, wollen wir zusammen mit der Universität sammeln, auf geeignete Weise aufbereiten und den Marburger*innen, aber auch den Besucher*innen unserer Stadt in moderner Form präsentieren. Insbesondere vor dem Hintergrund des anstehenden Stadtjubiläums stehen wir für eine aktive, mehrere Perspektiven beleuchtende Erinnerungskultur und eine unerschrockene Aufarbeitung der Stadtgeschichte, wo dies noch notwendig sein sollte. Gedenkinitiativen, etwa zur Geschichte Marburgs während der Zeit des Nationalsozialismus und Kolonialismus, wie die der Geschichtswerkstatt, wollen wir unterstützen und fördern. Wir GRÜNE wollen: die Anhebung des Kulturetats auf 5% des Gesamthaushaltes;dauerhafte Sichtbarkeit und Räume für Kultur insbesondere dort schaffen, wo Präsenzformen eingeschränkt sind;die Erstellung einer Kulturplanung der Stadt gemeinsam mit den Kultureinrichtungen;die Einrichtung eine Beratungsstelle für Kulturschaffende zur Generierung vonFördergeldern aus Landes-, Bundes- und EU-Ebene;Offenheit für neue Kunstformen und innovative kulturelle Strömungen, insbesondere durch einen stärkeren interkulturellen Dialog;eine bessere Teilhabe für Menschen mit geringem Einkommen ermöglichen, z.B. durch die Stärkung kultureller Bildung und die Schaffung neuer, kostengünstiger Angebote;den Ausbau digitaler Kulturangebote, der an eine faire Bezahlung für Kulturschaffende gebunden ist;den Ausbau der Kinderbetreuung bei städtischen Kulturveranstaltungen;die Förderung der Teilnahme von Schüler*innen an Maßnahmen zur kulturellen Bildung;Auswertung bestehender Geschlechterverhältnisse vergangener Kulturveranstaltungen mit dem Ziel, dass in Zukunft sowohl auf Podien als auch auf den Bühnen 50% Frauen als Akteurinnen, Komponistinnen, Vortragende etc. eine Selbstverständlichkeit sind. Dafür wollen wir vorbildlich vorangehen und auf Podien städtischer Veranstaltungen auf eine paritätische Besetzung achten. Die Leistungen und die Sichtbarkeit von Künstlerinnen aller Sparten wollen wir sichtbar machen und fördern;insbesondere die sozio- und interkulturellen Projekte in ihrer Arbeit weiter fördern und ausbauen;ein im Eintrittspreis integriertes ÖPNV-Ticket bei Kulturveranstaltungen und VHS-Angeboten;den öffentlichen Raum dekolonialisieren. Wir wollen an relevanten Orten in der Stadt Marburg uns kritisch mit der Kolonialgeschichte seiner Bürger*innen, berühmter Persönlichkeiten und Unternehmen auseinandersetzen. Hier geht es um Aufklärung, Sensibilisierung bis hin zu Fragen der Umbenennung von Straßen. Dabei ist uns die Einbindung der Anwohner*innen und Expert*innen sowie ein offener Diskurs mit allen Beteiligten wichtig. Das Thema soll auch in den bestehenden Stadtführungen verankert werden.