Bildungsstadt Marburg: Chancengleichheit und Teilhabe ermöglichen

Kindergärten und Kindertagesstätten

Bildung beginnt und endet nicht mit der Schule. Schon im frühkindlichen Alter werden Kinder durch ihre Mitwelt entscheidend geprägt. Krippe und Kindertagesstätte sind die ersten Lernorte, die Kinder in ihrer Bildungsbiographie besuchen. Wir brauchen in der Zukunft einen besseren Betreuungsschlüssel, um eine gute Qualität des Angebots im frühkindlichen Bereich sicherzustellen. Auch die Tagespflege braucht eine ganzheitliche und dauerhafte Unterstützung.

Speziell Einrichtungen wie Waldkindergärten sind wichtige Impulsgeber für eine naturnahe Erziehung und leisten einen wichtigen Beitrag zum Erlernen eines wertschätzenden Umgangs mit unseren natürlichen Lebensgrundlagen. Kindertagesstätten als Orte des Lernens wollen wir deshalb weiter stärken, damit sie ihren Bildungsauftrag unter bestmöglichen Bedingungen erfüllen können. Durch eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Initiativen wollen wir dauerhaft und ganzheitlich Angebote aus dem Bereich „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ als Bestandteile des Bildungsprofils etablieren. Es darf hier nicht bei zeitlich begrenzten Projekten bleiben, die allein vom Engagement einzelner Erzieher*innen und Lehrer*innen abhängig sind.

Wir GRÜNE wollen:

  • eine umfassende Bedarfsermittlung der Betreuungsplätze im frühkindlichen Bereich mit dem Ziel der Verbesserung des Betreuungsschlüssels;
  • den Ausbau der Tagespflege; nachhaltige Unterstützung und Weiterqualifizierung von Tagespflegepersonen;
  • feste Finanzierungsstrukturen, die für die Zusammenarbeit mit lokalen Initiativen ausgewiesen sind, um Themen aus dem Bereich Nachhaltigkeit dauerhaft in Bildungseinrichtungen zu verankern;
  • flexible Modelle entwickeln, um berufstätigen und studierenden Eltern sowie Alleinerziehenden zu helfen, die Kleinstkinder haben.

Schule

Schulen, Kindertagesstätten, Volkshochschule, aber auch Musikschule und außerschulische Bildungseinrichtungen brauchen einen verlässlichen und auskömmlichen Rahmen, der es ihnen ermöglicht, ihren Bildungsauftrag zu erfüllen. Dazu gehört für uns auch das Thema Digitalisierung, das viele Bereiche der Bildung überspannt. Wir wollen eine Digitalisierungsstrategie, die die Chancen von Technologien nutzt und zugleich konsequent nach Standards des Datenschutzes ausgerichtet ist. Digitalisierung ist dann ein Schlüssel zu mehr Teilhabe, wenn ein Maßnahmenkatalog soziale Faktoren zur Grundlage hat.

Eine Schlüsselrolle für mehr Bildungsgerechtigkeit nimmt die Ganztagsschule ein. Sie sorgt für mehr soziale Teilhabe insbesondere für Kinder und Jugendliche aus Haushalten mit geringem Einkommen oder mit einer Zuwanderungsgeschichte. Einrichtungen mit Ganztagsbetreuung wollen wir gezielt unterstützen und stärken.

Doch der Ausbau von Betreuungsinfrastruktur kann nur ein Schritt sein, um mehr Bildungsgerechtigkeit zu erreichen. Daneben brauchen wir dringend Investitionen in die Schulgebäude unserer Stadt. Das aufgelegte „BiBaP“-Programm steht hinter den Erwartungen deutlich zurück und geht mit einem zu geringem Investitionsvolumen von 30 Mio. € aus unserer Sicht an den Bedarfen der Schulen vorbei. Vor allem im Bereich der Sportanlagen sehen wir dringenden Handlungsbedarf.

Hinsichtlich der Antidiskriminierung haben Schulen eine wichtige Funktion in der Aufklärungs- und Präventionsarbeit. Dadurch können sie der gesellschaftlichen Spaltung entgegenwirken. Wir unterstützen Schulen, die zu „Schulen ohne Rassismus“ werden und wollen den Dialog zwischen Bildungseinrichtungen und migrantischen Organisationen sowie lokalen Initiativen, die sich für Geflüchtete einsetzen, fördern. Rassismuskritische Bildungsangebote müssen dauerhaft ihren Platz im Schulalltag finden und in alle Strukturebenen hineinreichen. Neben Schulen nimmt hier auch die Erwachsenenbildung eine wichtige Rolle ein.

Vor allem Bildungseinrichtungen können Vorreiter dafür sein, Diversität positiv als „neue Normalität“ zu leben. Den Girls und Boys Day sehen wir als gute Möglichkeit, Geschlechterrollen zu hinterfragen, indem wir in der eigenen Verwaltung und gemeinsam mit Unternehmen noch mehr Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, an diesem Tag teilzunehmen.

Diese Projekte können jedoch nur ein Anfang sein, um Themen zu sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität mit dem Ziel einer umfassenden Sensibilisierung von Schüler*innen und Lehrer*innen in die Schulen zu tragen.

Wir GRÜNE wollen:

  • Unterstützung und Weiterentwicklung unseres Kinder- und Jugendparlaments, das als Sprachrohr und Demokratieinstrument zurecht überregionale Beachtung findet;
  • Förderung der Schulvielfalt in Marburg, auch durch die Unterstützung der Schulen in freier Trägerschaft;
  • ein ambitionierteres Schulbauprogramm mit größerem Investitionsvolumen, insbesondere zur Erweiterung der Sporthallen, etwa an der Elisabethschule;
  • massive Investitionen in die digitale Infrastruktur ab der Grundschule; dazu gehört eine konsequente Wartungsstrategie, die nur durch deutliche personelle Aufstockung gewährleistet werden kann;
  • sichere Schulwege durch Ausbau des Radwegenetzes und konsequente Verkehrsberuhigung in der Leopold-Lucas-Straße;
  • Kindern und Jugendlichen in den Schulmensen und Betreuungseinrichtungen gute und ausgewogene Verpflegung anbieten. Das Essen soll biologisch, regional, gentechnikfrei und pflanzenbetont sein. Unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche der Kinder und Jugendlichen sollen Berücksichtigung finden. Zur Überprüfung soll eine regelmäßige Evaluation dazu dienen, das Angebot an den Bedürfnissen der Nutzer*innen zu orientieren;
  • eine Unterstützung von und proaktive Zusammenarbeit mit außerschulischen Lernorten wie etwa dem Jugendwaldheim Roßberg im Ebsdorfergrund oder dem Bildungshaus am Teufelsgraben;
  • die Weiterentwicklung von inklusiven Unterrichts- und Ganztagsangeboten an Marburger Schulen im Rahmen des „Paktes für den Nachmittag“;
  • kostenlosen Unterricht an der Musikschule und der Kunstwerkstatt für Kinder und Jugendliche;
  • die Angebote und Initiativen der „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ ausbauen und weiter unterstützen. Die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit müssen einrichtungsintern verankert werden – dies reicht von der energetischen Sanierung der Schulgebäude bis hin zur strukturierten Zusammenarbeit mit lokalen Bildungsträgern;
  • rassismuskritische Bildungsangebote in der Schule sowie in der Erwachsenenbildung im Dialog mit lokalen Initiativen fördern;
  • den Girls und Boys Days sowie Projekte zu sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität fördern.

Universität und Studierende – Forschung und Lehre auf hohem Niveau

Nicht nur die großen Universitätsneubauten auf den Lahnbergen und in der Innenstadt dokumentieren die Bedeutung der Philipps-Universität für Marburg.

Gerade die Neubauten des deutschen Sprachatlas und der neuen Zentralbibliothek verändern nicht nur den städtischen Raum, sie sind auch Ausweis der Universitätsstadt Marburg. Deshalb ist es uns Grünen ein vorrangiges Anliegen, die Kooperation mit der Universität weiter zu kultivieren. Wir Grüne sehen die Stärkung der Universität in allen Belangen als integrativen Bestandteil der städtischen Politik.

In der vergangenen Wahlperiode haben wir mit den anderen Parteien die Situation der am Klinikum Beschäftigten mehrfach zum Thema gemacht. Wir werden auch weiterhin die Folgen der Privatisierung des Uniklinikum kritisch verfolgen und benennen. Genauso wichtig ist uns aber auch die Stärkung des medizinischen Fachbereichs und der Erhalt des Klinikums als Krankenhaus der regionalen Vollversorgung, der Spitzenmedizin und als universitärer Ort der Ausbildung und Lehre.

Die Attraktivität des Studienortes steht und fällt aber auch mit dem Vorhandensein ausreichenden Wohnraums für die Studierenden. Auch dazu wollen wir weiterhin Sozialwohnungen bauen und das Studentenwerk unterstützen, um mehr studentischen Wohnraum zu realisieren.

Damit Universität und Stadt sich noch mehr gegenseitig befruchten können, wollen wir einen weiteren Ausbau der Kooperationen. Es sind noch mehr gegenseitige Transparenz in den jeweiligen Planungen und gemeinsame Aktionen wichtig, um einerseits Studierenden die Stadt näher zu bringen und andererseits der länger ansässigen Bevölkerung die universitäre Vielfalt darzustellen.

Wir GRÜNE wollen:

  • im Rahmen des bundesweiten Programms „Engagierte Stadt“, getragen durch die Freiwilligenagentur, Studierende vermehrt zu sozialem, kulturellem und ökologischen Engagement in Marburg ermutigen;
  • gerade im Bereich der durch Drittmittel finanzierten Forschung die Universität weiterhin dazu drängen, eine Zivilklausel zu verabschieden, die militärische Forschung verbietet;
  • durch die städtischen Gremien auf die Universität einwirken, damit Tierversuche in der Forschung nachhaltig beendet werden. Tierschutz muss auch in der Forschung gelten.